Mit einer Bürgergenossenschaft den Wohnraum sichern
19. August 2025
19. August 2025
Münsters Grüne wollen mit einer innovativen Bürgergenossenschaft dafür sorgen, dass Schimmelwohnungen in Münster der Vergangenheit angehören. Dafür wollen sie der Spekulation mit Wohnraum in Münster ein wirksames Mittel entgegensetzen. Zentrales Ziel der Genossenschaft ist es, neben dem zweifellos notwendigen Neubau von Wohnungen ein weiteres Instrument zu schaffen, um die Mieten in Münster in den Griff zu bekommen. Dabei setzen die Grünen auch darauf, dass die schwarz-rote Bundesregierung zeitnah eine neue rechtssichere Lösung für ein städtisches Vorkaufsrecht bei Wohnungen schafft.
Die Stadt soll laut Vorstellung der Grünen selbst das Startkapital für die Genossenschaft zur Verfügung stellen und sich auch an ihrem Betrieb beteiligen. Entscheidend ist aber auch, dass vor allem die Mieter*innen der Wohnungen, aber auch weitere Interessent*innen sich an der Genossenschaft beteiligen können. So helfen die Grünen bei der Demokratisierung des Münsteraner Wohnungsmarkts und schaffen gleichzeitig eine Lösung für verfallende Wohnungen. Die Genossenschaft soll dabei auch ein attraktives Angebot für private Wohnungseigentümer*innen sein, die ihre Wohnungen verkaufen möchten und eine gemeinwohlorientierte Nachfolgeregelung suchen.
Tilman Fuchs, Oberbürgermeisterkandidat der Grünen: „Unter anderem in Coerde haben viele Menschen in den vergangenen Jahren erleben müssen, wie schädlich sich die Spekulation mit Wohnungen auf ihr Leben und ihren Alltag auswirkt. Schimmel in allen Ecken, Müllberge vor dem Haus, kein funktionierender Aufzug und kein Ansprechpartner des Vermieters weit und breit – das haben viele Mieterinnen und Mieter an verschiedenen Orten in Münster schon viel zu oft erdulden müssen. Jetzt braucht es zwei Dinge: Ein städtisches Vorkaufsrecht in Wohngebieten, in denen Investor*innen die notwendigen Sanierungen zum Schaden ihrer Mieter*innen verweigern. Und mit der Bürgergenossenschaft ein Instrument, um dieses Vorkaufsrecht auch effektiv nutzen zu können. Schon jetzt gibt es etwa 3.000 Wohnungen im Besitz von Genossenschaften. Unser Ziel ist es, dass mit der neuen Genossenschaft und weiteren Fördermaßnahmen für bestehende und neue Genossenschaften bis 2030 mehr als 5 % der Mietwohnungen in Münster über Genossenschaften den Mieter*innen gehören.“
Marie Diekmann, Ratskandidatin der Grünen in Mauritz-Mitte: „Wohnraum ist für alle Lebensmittelpunkt und sollte kein Spekulationsobjekt sein. Familien, Senior*innen, Studis und Geflüchtete – gerade wer wenig Geld hat, ist auf bezahlbaren Wohnraum angewiesen. Und gerade diese Menschen brauchen politische Unterstützung, besonders wenn sie es auf der Seite der Vermietenden mit finanzkräftigen Investor*innen zu tun bekommen. Hier muss durch die Gründung einer Bürgergenossenschaft ein faires Gegenmodell entstehen. Demokratisch organisiert, mit transparenten und fairen Mieten und einer aktiven Einbindung der Mieter*innen. Das ist sicherer als jede Mietpreisregulierung.“
Albert Wenzel, finanzpolitischer Sprecher der Grünen Ratsfraktion: „Im Gegensatz zu einigen anderen Parteien, stellen wir Grüne uns dem Zielkonflikt zwischen Wohnungsmangel und Flächenversiegelung. Bereits in den vergangenen fünf Jahren haben wir die Münsteraner Wohnungspolitik erfolgreich gestaltet und dafür gesorgt, dass Münster beim Wohnungsbau in NRW mit weitem Abstand ganz vorne steht. So haben wir 2024 nun mehr sozial geförderte Wohnungen als 2020 und dennoch gleichzeitig ökologisch wichtige Flächen schützen können. Diesen Weg eines gerechten Ausgleichs zweier wichtiger Themen werden wir auch in Zukunft weitergehen. Mit der Bürgergenossenschaft legen wir nun außerdem unser Konzept vor, auch auf die Mieten im Bestand einwirken zu können. Durch die Genossenschaft sanieren wir wertvollen Wohnraum und sichern ihn gleichzeitig für die Menschen, die ihn nutzen. So schaffen wir einen weiteren wichtigen Baustein, um die Mieten in Münster in den Griff zu bekommen.“
Fragen und Antworten
Warum soll die Aufgabe nicht die Wohn+Stadtbau (W+S) erledigen?
Wir Grüne haben die städtische W+S mit großen Aufgaben betraut und mit erheblichen Eigenkapitalmitteln ausgestattet. Unter anderem entwickelt die W+S in Handorf-Kirschgarten aktuell erstmals ein ganzes Baugebiet selbst. Bei der Bürgergenossenschaft geht es nicht um Neubau, sondern um Sicherheit und Demokratie. Wir wollen, dass Mieter*innen vor Spekulation geschützt in ihrem Stadtteil leben können – und über die Zukunft ‚ihres‘ Wohnhauses und der Umgebung mitbestimmen können.
Können auch Externe Mitglied der Genossenschaft werden?
Die Bürgergenossenschaft soll auch für Menschen offen stehen, die ihr Kapital für das Gemeinwohl in Münster investieren wollen. Die Stadt stellt zwar zunächst das Startkapital für die Genossenschaft – die Mieter*innen aber auch andere Bürger*innen können später einsteigen. Gerade Mieter*innen profitieren so doppelt: mit einer nachhaltigen Rendite und durch eine gestärkte Nachbarschaft.
Kauft die Genossenschaft nur von Spekulanten?
Nein, die Genossenschaft soll auch für private Wohnungseigentümer*innen ein attraktives Nachfolgeangebot darstellen. Wer seine Immobilie zu einem fairen Preis verkaufen will und eine gemeinwohlorientierte Lösung statt maximaler Gewinne bevorzugt, ist bei der Bürgergenossenschaft genau richtig.
Wie steht Münster im NRW-Vergleich beim Wohnungsbau?
Münster ist die Nummer eins in NRW: Nirgendwo im Land wurden seit dem Jahr der vergangenen Kommunalwahl bezogen auf die Bevölkerung mehr Wohnungen gebaut als in Münster. Laut Zahlen von IT.NRW für die Jahre 2020 bis 2024 waren es in Münster pro 10.000 Einwohnende im Schnitt 56,1 Wohnungen. Damit liegt unsere Stadt klar vor den Flächenkreisen Heinsberg (48,1), Euskirchen (47,8) und Steinfurt (47,7). Unter den kreisfreien Städten folgen Bonn (36,7), Düsseldorf (35,3) und Bielefeld (30,0) mit deutlichem Abstand auf den weiteren Plätzen.
Foto (v.l.): Marie Diekmann, Tilman Fuchs und Albert Wenzel